Gesellen

Die Tradition der Gesellenwanderns ist etwas ganz Besonderes. Seit dem Mittelalter verlassen junge Handwerksgesellen ihre Heimat und gehen für mehrere Jahre auf Wanderschaft. Sie sind auf der Walz, arbeiten in verschiedenen Betrieben ihres Handwerks und lernen so neue Techniken und Traditionen kennen. Damals arbeiteten viele freie Handwerker, vor allem Zimmermänner und Steinmetze, noch am Bau von Kirchen oder Schlössern. Meist zogen sie von einer Baustelle direkt zur nächsten.

Ab dem 16. Jahrhundert musste, wer Handwerksmeister werden wollte, zunächst als Geselle auf Wanderschaft gehen. Wer Geselle blieb, hatte in den damaligen Handwerksvereinigungen, den Zünften, fast keine Rechte. Der Kampf um höhere Entlohnung, bessere Arbeitsbedingungen und soziale Absicherung ließ Gesellenvereinigungen entstehen, die als Ursprung der heutigen Gewerkschaften gelten.

Die Tradition der Walz blieb trotz zunehmender Industrialisierung erhalten. So gründeten sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts die ersten Schächte. Noch heute gibt zum Beispiel die Rolandsbrüder, die Rechtschaffenen Fremden und die Freien Vogtländer. Im Freien Begegnungsschacht und im Schacht „Axt und Kelle“ finden sich auch viele reisende Gesellinnen. Auch Berufe wie Bäckerin, Polsterer oder Goldschmied bringen Wandergesellen hervor, ein schönes Beispiel dafür ist die Bäckerwalz.

Allen Gesellen gemein ist das Recht auf freie Gesinnung, selbstbestimmtes Arbeiten und die uneingeschränkte Freiheit des Reisens. Viele Wandergesellen sprechen noch heute eine eigene Sprache. Eine wunderbare Erklärung zur Walz haben die die Macher des Films „Für den unbekannten Hund“  zusammengeschrieben: Hier steht, was dahinter steckt. Eines wird klar: Die Walz ist eine eigene Welt.