Bücher übers Wortgewalze

Bildschirmfoto 2016-01-13 um 18.12.53Da läuft ein Reporter durch die Gegend, macht einen auf Wandergeselle und schreibt ein Buch – kommt allen bekannt vor? Klingt nach Wortwalz? Tatsächlich gab es das schon mal, vor über 80 Jahren. Nannte sich: „Servus Kumpel“

Es ging ihm wohl ein bisschen so ähnlich wie mir: Ein Reporter will rausfinden, wie das Leben der Wandergesellen auf der Landstraße so ist. Also pirscht er sich an sie ran, merkt aber schnell, dass er diesem seltsamen Völkchen noch weiter auf die Pelle rücken muss. Deshalb muss er raus aufs Land, der Reporter, und mitten unter die Wandergesellen.  Er schmeißt sich in olle Klamotten und tippelt los. Mit diesen Worten macht sich P. C. Ettighoffer auf den Weg.

„Zuerst versuchte ich die ‚Kunden’ in den Pennen der Großstädte zu erreichen, sie auszufragen. Doch es war nur unvollkommenes, klägliches Material, das ich auf diese Weise zusammentragen konnte. Äußerlichkeiten, nichts weiter. Ich wollte mehr. Ich wollte die Seele der Landstraße erforschen, in ihr Herz blicken.“

Verrückt, dass ich von seiner Reise erst erfahren habe, als ich wieder zurückkam. In altdeutscher Schrift heißt es im Klappentext: „Die Tippelabenteuer eines warmherzigen Reporters, der nicht mit Kleinauto und dickgefüllter Brieftasche die Romantik der Landstraße gesucht hat, sondern selbst in schäbiger Kluft, ohne Kragen und Geld als richtiger Kumpel mit den Zünftigen an Rhein und Mosel gewandert ist.“ Ich mühsam versucht mich durch die Seiten zu kämpfen, aber bin kaum vorangekommen. Es gibt da ein paar räudige Szenen in einer Strohscheune, in denen sich Herr Ettighofer mit Gesellen kloppt. Und eine paar rührende Stellen, in denen er das Wesen des Rumtreibers wunderschön beschreibt.

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Grinseschober auf 234 Seiten

Ein abenteuerliches Buch von 1931; ein einheimischer Wandergeselle hatte mir davon erzählt und es war gar nicht so leicht, das Werk ausfindig zu machen. Umso mehr freute ich mich, ein signiertes Autogramm vom alten Reisebruder im Geiste zwischen den Seiten zu finden. In altdeutscher Schrift, manchmal ein bisschen sperrig (und stellenweise auch recht deutschtümelnd, da distanziere ich mich deutlich. Ettighoffers Werk näherte sich später der nationalsozialistischen Ideologie an – daher keine Leseempfehlung für den Typen). Heute ist das Buch „Servus Kumpel“ nur noch antiquarisch erhältlich.

Schade?

Naja, ich hätte da was. Bald nämlich kommt das Buch zur Wortwalz. Ab 25. Januar bei Edel Books erhältlich. 234 Seiten. Mit bunten Bildern in der Mitte. Und mit ner Grinseschober vorne drauf. Es war sehr aufregend, als neulich der Karton mit den ersten Büchern ankam. Ich erzähle darin von meiner Reise durch den Lokaljournalismus. Und von der Zeit, die ich mit Wandergesellen verbrachte. Vielleicht wird das Buch all jene enttäuschen, die sich mehr Analysen über die Provinzpresse gewünscht hätten. Es ist halt mehr ein so ein Hippie-Ding geworden. Aber auch für jene, die diesem Wortwalz-Blog treu gefolgt sind, gibt es viel Neues zu lesen. Vor allem verraten ich, wie die Reise in den letzten Wochen tatsächlich zu Ende ging…

Bei P. C. Ettighofer endet die Reise zu den Wandergesellen mit einer Rückkehr zur Sesshaftigkeit – Bei mir bin ich mir da noch nicht so sicher…

„Beendet meine Tippelfahrt. Wieder bin ich der nichtnutzige Spießbürger, der zu geregelter Zeit sein Essen haben muss, der mit dem Omninus und der Straßenband fährt, sich rasiert und badet und kämmt und alle diese lächerlichen Angewohnheiten der sogenannten Kultur wieder angenommen hat“

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