Jetzt bin ich unterwegs. Bei trübem Wolkenhimmel bin ich von meinen Münchner Freunden auf den Weg gebracht worden. In bester Tradition haben wir vorher noch eine Flasche Schnaps unterm Ortsausgangsschild getrunken, um mich dann darüber zu schobern, äh zu schieben. Sogleich habe ich mir meinen lächerlich großen und viel zu schweren Rucksack aufgesetzt und bin – ohne mich nochmal umzudrehen – losmarschiert. Aus meinem Bannkreis bin ich dann zu Fuß herausspaziert. Immer an der B13 entlang. Oh Deutschland, deine Gewerbegebiete und Radwege lassen mein Herz höher schlagen. Es war zwar kein schöner Wanderweg, aber ich kam gut voran. Unterwegs traf ich einen Fuchs auf einem Autoschrottplatz und einen Rentner, der von München nach Kassel radelte. Mit beiden hatte ich vorzügliche Unterhaltungen.
Kaum war ich eine Stunde gelaufen, fand ich schon einen neuen Wandergesellen. Am Straßenrand entdeckte ich ein weißes laminiertes Schild. Es sah von Weitem ganz ähnlich aus, wie das Schild, das ich zum Trampen benutzen wollte. Also hob ich es auf, drehte es um und staunte: Ein Hund! Seitdem begleitet mich Lumpi, der laminierte Hund, leicht abwischbar und gut verstaubar im Gepäck. Er scheint mir als Straßenköter schon einiges erlebt zu haben, keine Ahnung, woher er kommt. Aber ich freue mich über die Geselleschaft, in dem guten Wissen: Wir Streuner bleiben unter uns…
Als ich dann um die 30 Kilomter gelaufen war, saß ich erschöpft am Straßenrand und knabberte Nüsse. Ich beobachtete einen Rasenmäher-Roboter, der einsam auf raspelkurzem Rasen in einem Vorgarten seine Runden drehte. Plötzlich hielt ein Kleinwagen vor mir und eine Stimme fragte: „Handwerk oder Pilgern?“ Ich sagte: „Ähhh…“ Und wurde prompt eingeladen bei Michael, einem Mitarbeiter der Pfaffenhofener Volkshochschule, mit zu fahren. Er erzählte mir einen Haufen spannender Geschichten, von denen ich vielleicht noch einige in einer Lokalzeitung hier in der Nähe unterbringen kann. Freundlicherweise fuhr er mich zum Kloster Scheyern. Dort fragte ich den Benediktermönch Pater Lukas, ob ich hier draußen übernachten könne. Der Pater schickte mich bei strömendem Regen in den „Saustall“, das Mädchenwohnheim der örtlichen Berufsschule. Nicht zu unterschätzen: Das Benedictus-Bier, das die Mönche hier brauen.