Wie ich von Pfaffenhofen nach Pegnitz kam, wie großartig ein Platten sein kann und warum ich die Nächte im Wald verbringe
Okay, das mit der Wortwalz klappt super bisher! Nach meinem ersten Stopp in Pfaffenhofen holte mich mein ehemaliger Lokalchef vom Donaukurier ab und brachte mich nach Ingolstadt. Ich entschied mich, nicht gleich wieder eine Redaktions-Station einzulegen, weil ich ja möglichst viele verschiedene Zeitungen kennenlernen will. Was ich mir glücklicherweise nicht entgehen ließ, war ein Besuch beim wunderbaren Blogger Don Alphonso, der eigens für mich seine Kronleuchter abstaubte. Er beließ es nicht bei schlichter Großartigkeit und wartete am nächsten Tag nicht nur mit Pfifferlings-Omlette auf, sondern auch mit einer Überraschung: Ein hübsches kleines Damenrad, mit dem ich gerne weiterradeln könne. So bekam die Wortwalz Räder und den Fahrtwind ins Gesicht. Ohne Gangschaltung, aber mit Rucksack hinten drauf. Wie es sich für einen Herrn mit Manieren gehört begleitete mich mein Gastgeber noch bis an die Grenzen des Königtums. Gedankt sei’s ihm herzlich!
In Hilpoltstein, so hatte ich gehört, soll es eine Gesellenkneipe geben. Bis dort schaffte ich es jedoch nicht ganz. Kurz vorm Etappenziel machte es Pffftt…. Als ich schiebenderweise mit Plattfuß in den Ort kam, breitete aber sogleich ein großer Mann seine Arme und sein Lachen vor mir aus. „Sie sind doch die Journalistin auf der Walz, ich hab Sie in der Zeitung gesehen, wie kann ich Ihnen helfen?“ Der nette Mann war von Beruf Ruhestandsplaner und machte aber einen ganz aufgekratzten Eindruck auf mich. Er brachte mich zum Fahrradgeschäft, wo ich zum Spottpreis einen neuen Reifenmantel bekam, er rief seine Frau an, damit sie schon mal ein Mittagesessen für uns koche und lud mich und das Rad in seinen Bus. Kurz darauf saß ich mal wieder bei entzückenden Menschen in entzückenden Häusern. Ich bekam ein Moskito-Armband geschenkt, das mich vor Mückenstichen schützen sollte und freute mich über Schokokuchen und Sekt. Feistes Grinsen und der Gedanke: Läuft doch.
Nun wollte ich aber Strecke machen und radelte weiter. Mein nächtliches Lager schlug ich in Greding auf, unweit der Autobahn entdeckte ich den perfekten Baum, darunter die perfekte Bank. Ein Schild wies den Weg „Nach Hausen“ und mir war sofort klar, dass ich hier die Nacht verbringen würde. Ich rollte den Schlafsack auf den Picknicktisch, knipste das Sonnenuntergangs-Fernsehen an und als die Hasen auf dem Feld noch zur Gute-Nacht-Geschichte vorbeikamen, war mein Glück perfekt.
Die nächste Nacht im Wald allerdings wurde ein bisschen ungemütlicher. Ich hatte mir einen Spielplatz auf Rindenmulch als Bettenlager ausgesucht. Eine buntbemalte Holzschnecke sollte mir Obdach bieten, doch mitten in der Nacht wachte ich von einem Gefühl auf, das ich nur aus Kinderwintern kenne: Regentropfen, die einem ins Gesicht fallen, wie wenn man mit offenem Mund nach Schneeflocken hascht. Also schnell: Krempel packen und Unterschlupf suchen. Am nächsten Morgen brach ich bereits um 6 Uhr in der Früh auf. Ich wollte es heute endlich nach Bayreuth schaffen, wohin mich eine Redakteurin eingeladen hatte. Doch wie so oft, wenn man Ziele hat – verfährt man sich. Das kam mir jedoch zu Gute, weil ich so Franz traf.
Franz ist gelernter Zimmermann und hat einen sensationellen Job: Er ist Thekenbauer. Wursttheken, Käsetheken, Cocktailtheken. Das wusste ich aber alles noch nicht, als ich ihn morgens fragte, ob ich meine Wasserflasche bei ihm auffüllen könnte. Franz schaute mich kurz an – und drückte mir eine Flasche Club Mate in die Hand. War sofort klar, dass wir uns mögen würden. Auf dem Weg zu seiner Arbeit lud er dann mein Rad in sein Auto und fuhr mit mir nach Panama. Das ist das Paradies, das Franz sich gebaut hat. Er bekam mal einen alten Bauwagen geschenkt und begann ihn auszubauen. Oben drauf ist heute ein Whirlpool, eine Rutsche und eine Seilbahn und natürlich gibt es überall: Theken. Es ist so schön dort, dass ich es herzeigen muss.
Nach all diesen irren Begegnungen und tollen Gesprächen wollte ich es nun nach Bayreuth schaffen. Aber da hatte ich meine Rechnung ohne die Fränkische Schweiz gemacht. Zwar fuhr ich wunderschön den Pegnitz-Tal-Radweg entlang, Kurve um Kurve, nur meinem Ziel kam ich nicht näher. Mit meinem Rucksack auf dem Rücken schnaufte ich auf dem Eingangfahrrad und bekam mitleidige Blicke von schneidigen Rennradlern. Ich rief einigen noch zu: „Das war ja so nicht geplant!“, aber beschloss irgendwann einfach die Zähne zusammen zu beißen. Liebe Fränkische Schweiz, ich habe deine lieblichen Hügel unterschätzt. Ich komme gern mal wieder… aber nur mit dem Motorrad! Naja. Nach tatsächlich 100 Kilometern, zwei Nächten im Wald und vielen wahnsinnigen Begegnungen erreichte ich dann am Abend endlich Pegnitz.
Wie die Lokalredakteure auf meinen barbarischen Auftritt mit irrem Blick und verschwitzten Gesicht reagierten, erzähle ich beim nächsten Mal. Nur so viel vorab: Es ist eine sehr besondere Lokalredaktion, in der ich hier gelandet bin.